17. Jul 2023


Die Sozialdemokratischen Frauen trauern um Eva Kunz

Foto: Eva Kunz privat

Die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) trauert um Eva Kunz. Sie starb am 17. Juli 2023 nach langer Krankheit in Berlin. Die Sozialdemokratin gründete am 10. Februar 1990 zusammen mit Frauen aus Ost und West die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (Ost) in Berlin. Am 7. April 1990 wurde Eva Kunz zur Vorsitzenden der ‚ASF der DDR‘ gewählt. Sie begleitete den bundesweiten Zusammenschluss der ASF, der am 23. Juni 1990 vollzogen werden konnte.

Eva Kunz wurde am 9. April 1947 in Chemnitz geboren und studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin Bibliothekswissenschaft und Psychologie. Sie arbeitete zunächst als wissenschaftliche Assistentin, im Methodischen Zentrum für wissenschaftliche Bibliotheken an der an der Humboldt-Universität. Von 1983 bis 1989 war sie Kirchmeisterin an der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin-Mitte. Mit der friedlichen Revolution in der DDR trat Eva Kunz im November 1989 der Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP) bei. Bei der Volkskammerwahl im März 1990 wurde sie im Wahlkreis 1 (Berlin) gewählt. Am 2. Juni 1990 legte sie ihr Mandat in der Volkskammer nieder, da sie im Magistrat Schwierzina als Stadträtin für Gleichstellungsfragen benannt wurde. 1991 begann Eva Kunz ihre Tätigkeit in der Brandenburger Landesregierung als Referatsleiterin im damaligen Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen unter Regine Hildebrandt. Sie sah in den anfangs noch vorhandenen großen Gestaltungsspielräumen neue Chancen für ihre politischen Anliegen.

Eva Kunz hat in den 1990-er Jahren wichtige Weichen für die Frauen- und Gleichstellungspolitik gestellt. Nach der friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung haben ostdeutsche Frauen mit ihrem Selbstverständnis von Teilhabe am Erwerbsleben, der Normalität von Kinderbetreuung und dem Recht auf Schwangerschaftsabbruch auch der gesamtdeutschen Frauenpolitik einen Schub gegeben und lange auf der Agenda stehende Themen bewegt – selbst wenn manche ostdeutsche Frauen wie auch Eva Kunz die gesamtdeutschen Regelungen als Rückschritt zu ihren vorherigen rechtlichen Regelungen kritisierten. Schon 1990 war Eva Kunz klar, dass die bisherigen Gewissheiten der Emanzipation von in der DDR sozialisierten Frauen im vereinten Deutschland nicht mehr selbstverständlich sind, sondern nun darum gerungen werden musste, so viel wie möglich an Selbstbestimmungsrechten bzw. emanzipatorische Haltungen und Selbstbewusstsein zu verteidigen und auf den Weg in das gemeinsame Deutschland mitzunehmen. Am 8. März 1990 war Eva Kunz Mitinitiatorin des Aufrufs der ASF-Frauen „Fraueninteressen auf dem Weg zur deutschen Einheit sichern“. Zeit ihres Berufslebens engagierte Sie sich für die Rechte der Frauen, für Gleichstellung und politische Mitsprache, gleiche Rechte bei Bildung, Erziehung, Beschäftigung und Karriere. In ihrer Tätigkeit im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen des Landes Brandenburgs setzte sie sich für den Aufbau von Frauenunterstützungsstrukturen und den Gewaltschutz, für die Entwicklung von Frauenhausinitiativen und Zufluchtswohnungen, für eine zeitgemäße Neuregelung des § 218 StGB, auch für die Stärkung bürgerschaftlichen Engagements und die Reform der Pflege ein. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte sie selbst in einer Pflegeeinrichtung.

Eva Kunz war eine Wegbereiterin. Sie war eine vielseitig interessierte, sehr gebildete und belesene Intellektuelle, die den mühsamen Weg zu einer eigenständigen, fundierten Meinung nie scheute. Mit ihrer verbindlichen und zugewandten Art, ihrem Humor, ihrer Klarheit und Professionalität hat sie sich in der ASF bundesweit und in den frauenpolitischen Organisationen Brandenburgs ein hohes Maß an Vertrauen erworben. Eva Kunz wurde parteiübergreifend hochgeschätzt und geachtet. Sie ist uns vorausgegangen.

Potsdam, August 2023, Ulrike Häfner für den Bundesvorstand Sozialdemokratischer Frauen

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